Marinus Veit hat Biathlon-Karriere beendet

Im Ergänzungskader des Deutschen Skiverbands wurde Marinus Veit zu Beginn der Saison noch geführt. Bei den Deutschen Meisterschaften in Altenberg und Oberhof war er nicht am Start. Wir haben bei ihm nachgefragt und der 21jährige Bayrischzeller hat uns bestätigt, dass er das Gewehr und die Ausrüstung in die Ecke gestellt und mit Biathlon aufgehört hat. Wohin sein Weg ihn führt, das weiß er noch nicht.

 

Schleichender Prozess

Zum Saisonbeginn hat er noch zwei Monate am Stützpunkt in Ruhpolding in der Trainingsgruppe bei Tobias Reiter, Remo Krug und Isidor Scheurl trainiert. Sie haben als erste von seiner Entscheidung erfahren. Marinus Veit erzählt, dass er keine 100 % mehr geben konnte, einfach nicht mehr trainingsfähig war. „Tobias Reiter war mein erster und auch mein letzter Trainer und ich habe schon gemerkt, wie nah es ihm geht“. Und dann hat Marinus etwas weiter ausgeholt. Seine Entscheidung sei ein schleichender Prozess gewesen und zuletzt hatte er das Gefühl, dass er  bei dem, was er täglich macht, nicht mehr zufrieden ist.

Schwieriger Start ohne Behördenplatz

„Ich hatte einen schwierigen Start. Ich war in keiner Profi-Trainingsgruppe, habe in dieser Zeit an die zehn Bewerbungen bei Behörden eingereicht, bekam nur Absagen und habe mich mehrmals gefragt, was läuft schief bei mir“. Bei Roland Biermeier und Englbert Sklorz durfte er übergangsmäßig in der Trainingsgruppe der Bundespolizei mittrainieren. „Denen bin ich immer noch sehr dankbar, dass sie mich aufgefangen haben und auch Kristian Mehringer habe ich viel zu verdanken“, so ein nachdenklicher Marinus Veit, „es waren zwei schwere Jahre bis ich in den C-Kader kam, ohne Behördenstelle und ohne Unterstützung. Ich war nur auf mich gestellt, musste alles selber organisieren und vor allem finanzieren.“

 

Auf gute Rennen folgten immer wieder gesundheitliche Rückschläge

Die letzten zwei Jahre hatte Marinus Veit einen der begehrten Plätze bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr mit C-Kader-Status und das hat ihm einen richtigen Push gegeben. Aber nach guten Rennen folgten immer wieder gesundheitliche Rückschläge und zuletzt die Enttäuschung über die Entscheidung, dass er zur Junioren-Weltmeisterschaft in der vergangenen Saison nicht zum Kader gehörte. Im letzten Juniorenjahr kann die JWM-Teilnahme karriereentscheidend sein. Nur wenigen Junioren gelingt danach sofort der Sprung in den IBU-Cup und sie versuchen mit guten Ergebnissen über den nationalen Deutschlandpokal oder die Alpencup-Serie heranzulaufen, vorausgesetzt ihre Behörde gibt ihnen die Zeit zur Weiterentwicklung.

Nachnominierung und erste Erkenntnis

Nur nach dem krankheitsbedingten Ausfall eines Teamkollegen wurde er nachnominiert, fühlte sich gut und hatte doch bei seinem ersten Einsatz mit der Staffel bei minus achtzehn Grad ein schlechtes Rennen gezeigt. „Ich habe die Staffel vergeigt“, so sagt er selbst. Die deutschen Junioren landeten schließlich auf dem sechsten Rang. Eine heftige Grippe legte ihn für den Rest der Junioren-Weltmeisterschaft flach und zu diesem Zeitpunkt kamen Gedanken, ob sein Weg der richtige sei. Der stetige Kampf um gute Platzierungen, um die Verlängerung in der Sportfördergruppe zu erreichen. Gedanken an die Zukunft und das Risiko bei weiteren gesundheitlichen Rückschlägen schließlich aus der Förderung zu fliegen und wieder mit Null dazustehen. „Diese Situation habe ich gekannt und ich habe mir die Frage gestellt: Will ich das noch einmal mitmachen? Gehe ich das Risiko ein, oder wähle ich einen anderen Weg“, so Marinus Veit.

 

Wo führt sein Weg hin?

Ende Oktober scheidet er aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr aus und für die Zeit danach hat er noch keinen richtigen Plan. Er weiß noch nicht wohin ihn sein Weg führt.“ Als aktiver Sportler macht man sich nicht so viele Gedanken, was danach kommt, wenn es mit dem Sport vorbei ist“. Er gibt sich jetzt die Zeit für eine Orientierungsphase, braucht Abstand. Er wird nach England gehen, um sein Englisch zu perfektionieren, im Süden überwintern und im Sommer in den Norden gehen – eine Art work and travel. Dort wird er sich seiner zweiten großen Leidenschaft nach dem Biathlon, der Fotografie, widmen und versuchen international Fuß zu fassen. „Die Fotografie war schon immer mein Ausgleich und ich brauche jetzt Zeit, um herauszufinden, wie ich die gleiche Energie und Leidenschaft, die ich in den Sport investiert habe, dort einsetze und wohin mich das führen kann“.

Erste Ergebnisse sind bereits zu sehen auf seiner Seite https://www.photomave.com/

Ich habe mich vom Biathlon verabschiedet

 

Das Gespräch haben wir mit Marinus Veit in Ruhpolding geführt, seit dem letzten Training war er nicht mehr dort. Er betonte, dass er mit Leib und Seele Biathlet war, dankbar dafür, was er erleben durfte und auch zufrieden mit dem, was er erreicht hat. „Oft fehlte mir die Wertschätzung. Alles in allem war es eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.“