
Beim letzten Lehrgang des C Kaders in Mittenwald haben wir ihn vermisst und auch bei den Deutschen Biathlon-Meisterschaften in Altenberg und Oberhof war er nicht gemeldet. David Zobel, der 20jährige Zolloberwachtmeister aus Murnau und amtierender Junioren-Europameister in der Verfolgung. Er sei verletzt, hieß es. Wir wollten es genauer wissen und haben uns mit ihm zu einem Gespräch verabredet, in Oberhof, wo er am letzten Wettkampftag seine Teamkolleginnen und –kollegen vom Streckenrand aus anfeuerte.


Erst mal ging gar nichts mehr
Seit mehr als 6 Wochen hat er Probleme im Fersenbereich, die er zu Anfang nicht ganz so ernst genommen hat. Er hat weiter trainiert, obwohl er leichte Schmerzen verspürte. Während einer Woche Trainingspause entspannte sich das Ganze und dann kam es beim Joggen soweit, dass nichts mehr ging und er den Heimweg barfuss nehmen musste. Tags darauf beim Skaten das Gleiche. „Egal welchen Schuh ich angezogen habe, ich habe sofort den Druckschmerz an der Achillessehne gespürt – und dann ging erst mal gar nichts mehr“, so David Zobel.

Die Diagnose
Für einen jungen Sportler, der gerade am Anfang seiner Profikarriere steht und der auf seine Erfolgsbilanz aus dem letzten Winter aufbauen möchte, erst einmal ein Rückschlag, zumal sich ja erst nach mehreren unterschiedlichen Diagnosen und einem MRT bei Dr. Jochen Hahne (Müller-Wohlfahrt Praxis, München) herausstellte, dass es sich um eine bereits chronische Achillessehnenreizung handelte. „Die Achillessehne war nicht mehr so strukturiert, wie es eigentlich sein soll und eine Flüssigkeitseinlagerung wurde ebenfalls festgestellt“, erklärt uns David Zobel, „und dann haben wir versucht, das mit homöopathischen Mittel wieder fit zu machen; das hat ganz gut funktioniert, aber es ist langwierig, weil es eben schon chronisch war. Von einer Kortisongabe sah man ganz ab, denn das Kortison könnte die Achillessehne angreifen und sogar zu einem kompletten Riss führen.“

Der Heilungsprozess zieht sich hin ...
Und so zieht sich sein Heilungsprozess hin. In der Zwischenzeit konnte er zwar Oberkörpertraining und auch Schießtraining absolvieren, aber gerade von der stehenden Schieß-Position könnte sein Achillessehnenproblem herrühren. „Die Ärzte meinten, dass eventuell meine Lendenwirbel verschoben sind, und dass alles ausstrahlt, aber im Endeffekt kann mir keiner genau sagen, wo es herkommt“, so David Zobel. Vergangene Woche war er zur Nachkontrolle bei Dr. Hahne, „es ist schon wieder gut ausgeheilt, aber es ist noch nicht ganz weg und ich muss schon noch aufpassen, sobald es weh tut rausgehen, aber ich bin auf jeden Fall auf dem richtigen Weg und bis zum Winter haben wir noch zweieinhalb Monate, das schaffe ich schon“, so ein optimistischer David Zobel.

Bei Bernhard Kröll in der Werdenfelser Trainingsgruppe
David Zobel trainiert in Mittenwald bei Bernhard Kröll in der Gruppe mit u. a. Laura Dahlmeier, Miriam Gössner, Matthias Bischl, Hannes Schandl, Sarah Schaber, Sarah Wagner und Tim Grotian. „Mit der Laura in der Trainingsgruppe kann man nur profitieren, sie gibt einem immer Tipps, von ihr kann man sich viele Sachen abschauen und mit ihr kann man sich immer gut unterhalten. Sie ist eine sehr fokussierte Athletin, die immer effektives Training macht“, erzählt uns David Zobel, und dass er von Laura gelernt hat, dass man neben dem Sport auch noch was anderes braucht, für das man brennt. „Sie hat das Klettern als Hauptleidenschaft und wenn es beim Biathlon mal nicht läuft, dann geht sie zum Klettern und dann ist sie am nächsten Tag wieder komplett fokussiert beim Biathlon, weil sie ihren Kopf mit was anderen beschäftigt hat, und so hab ich meine Leidenschaft: den Fußball.“

Die Leidenschaft Fußball und FC Bayern
David Zobel ist ein bekennender FC Bayern Fan und wann immer er es möglich machen kann, fährt er zu den Spielen, manchmal auch zu den Bayern-Amateuren. Durch eine aktive Mitarbeit bei einem Fanclub kommt er an Karten, hin und wieder auch in der Südkurve „diese Stimmung dort, das ist es, was den Fußball für mich ausmacht“, schwärmt David Zobel.
Studium
Neben Biathlon und seiner Leidenschaft für den Fußball tut David Zobel aber auch was für den Kopf: Nach dem Abitur 2014 macht er nun seit letztem Jahr ein Fernstudium in Ansbach, Fachrichtung: Internationales Management, wie das vor ihm schon Kati Wilhelm und aktuell u. a. Franziska Hildebrand oder Marion Deigentesch tun. Klar ist, dass Biathlon im Vordergrund steht, aber auch sein Trainer Bernhard Kröll ist der Meinung, dass neben dem Sport was für den Kopf zu tun, nicht schaden kann.

„Wir hatten so eine gute Stimmung im Team“
Es macht Spaß David Zobel zuzuhören, vor allem wenn er voller Begeisterung über die JWM in Cheile Gradistei spricht. „Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich war im letzten Jahr immer gut drauf, im Training und auch bei den Wettkämpfen – ich war so gut drauf, dass es den anderen schon auf den Geist gegangen ist“, und weiter, „ich bin ohnehin der Meinung, dass so viel über positive Einstellung geht, da ist das Ergebnis erst mal gut, und da kommt man in einen Flow rein, das hab ich letztes Jahr gar nicht beschreiben können. Mit meiner Qualifikation zur JWM dachte ich: geil, damit habe ich eigentlich schon alles erreicht, was ich überhaupt wollte. Im Einzel durfte ich nicht laufen – schade, aber ich hab mir gedacht, scheißegal, du bist dabei, alles ist gut“. Im Sprint hat er sich dann die Bronzemedaille geholt und zusammen mit Marco Gross, Dominic Reiter und Erik Weick Staffelsilber. „Wir hatten so eine gute Stimmung im Team, auch mit den Technikern, dem „Kochi“ (René Altenburger-Koch) und dem Albert Neuner, mit der Ärztin Dr. Katharina Blume, der Physio Tina Leitner, das hat letztes Jahr top funktioniert“, erzählt David Zobel. Nur er holte sich eine Einzelmedaille; als Belohnung dafür durfte er dann bei der Europameisterschaft „der Großen“ starten und das war eine ganz besondere Erfahrung für ihn. „Von diesen Erfahrungen kann ich zehren und nur profitieren“.
„Es gibt für mich kein besseres Trainingsteam“
Bei der Junioren-Europameisterschaft in Pokljuka lief er im Einzel auf Rang 8, holte im Sprint die Bronzemedaille und wurde in der Verfolgung Junioren-Europameister; auch im neu eingeführten IBU-Junior Cup holte er Silber im Sprint in Martell. Zu Hause am Stützpunkt wird er trainiert von Bernhard Kröll und Thomas Schöpf, der die Werdenfelser Gruppe seit drei Jahren unterstützt. „Die zwei zusammen sind ein Top-Team, die ergänzen sich richtig gut, das hat letztes Jahr perfekt funktioniert und mich richtig nach vorne gebracht. Es gibt für mich kein besseres Trainingsteam“.

Ziele
Die kommende Saison wird für David Zobel die letzte als Junior sein. Und sein erstes Ziel ist natürlich die erneute Qualifikation für die Junioren-Weltmeisterschaft im russischen Ostrov. „Auch wenn ich letztes Jahr bei der JWM eine Medaille gewonnen habe, ist es nicht selbstverständlich, dass ich da wieder hinkomme“, sagt ein realistischer David Zobel.
Beim Schießen strebt er eine Trefferquote von 90 % an; im Training gelingt ihm das – nun will er solche Schießergebnisse auch im Wettkampf bringen, „aber ich glaube nicht, dass ich über vier Mal Schießen komme; ich bin eher im Sprint mit zwei Mal Schießen zu Hause“, und deshalb verwundert es auch nicht, wenn er den Sprint als seine Lieblingsdisziplin angibt. Dann will er weiter an seiner Technik arbeiten, „und wenn ich das alles bringe, dann denke ich, dass ich mein Ziel wieder erreiche“, so David Zobel. Darüber hinaus ist ihm bewusst, dass die Leistungen in der kommenden Saison entscheidend sind für eine Aufnahme in den B Kader.
Zurzeit befindet sich David Zobel mit einigen seiner Athletenkollegen in Oberhof auf einem Ausbildungslehrgang für die Trainer-C-Lizenz. „Da beschäftigen wir uns mit dem, was wir sonst den ganzen Tag machen und dann versteht man auch die Theorie dahinter.“
Biathlon-Nachwuchs wünscht dem sympathischen Nachwuchs-Biathleten alles Gute im Heilungsverlauf, eine perfekte Vorbereitung und eine erfolgreiche Saison. Und was uns von Biathlon-Nachwuchs abschließend besonders freut, ist das Kompliment von David Zobel für unsere Seite.
Das Gespräch führte Ilka Schweikl.