Alexander Wolf kehrt zurück zu den Wurzeln seiner Biathlonkarriere

Seit April diesen Jahres trainiert Alexander „Ali“ Wolf an der Seite von Landestrainer Hartmut Gollhardt am Oberhofer Sportgymnasium – dort wo auch seine Biathlonkarriere begann, die Trainingsgruppe der Schüler unter 16 Jahren. Er wechselte 1991 an diese Eliteschule, machte 1997 sein Abitur und arbeitet jetzt eng mit den beiden Trainern zusammen, unter deren Fittiche er zum Weltklasse-Biathleten heranreifte.

 

Ali Wolf (37) ist verheiratet, wohnt in Steinbach-Hallenberg und hat sich vergangene Woche am Sportgymnasium in Oberhof ausgesprochen viel Zeit für unsere Fragen genommen und mit uns über seine Trainerausbildung und über seine Zukunft gesprochen.

 

Die Seite gewechselt

 

„Es ist schon etwas Besonderes, wenn man die Seiten wechselt – in die Trainerschiene kommt und plötzlich mit den Leuten zusammenarbeiten darf, die dich früher trainiert haben“, so der Thüringer. Mit diesen Leuten meint er den Landestrainer Hartmut Gollhardt und den Schülertrainer Gerd Haucke, der dieses Jahr aufhört; oder den Nachwuchs-Trainer Eberhard Reum (WSV Trusetal). Reum war es, der Ali Wolf überhaupt zum Biathlon gebracht hat. „Er hat mir den ersten Ski gegeben, damals noch Holzski, und mich gefragt, ob ich mal probieren will. In der Garage hat er mir ein Paar Ski, Schuhe und Stöcke gegeben und dann hat er gesagt: Morgen ist Wettkampf“. Dieser Eberhard Reum war in den letzten beiden Jahren sein Mentor, als Ali Wolf an verschiedenen Stützpunkten, darunter auch in Trusetal, im Schülerbereich tätig war. „Da schließt sich der Kreis“ für Ali Wolf, „wenn man als Sportler bei denen aktiv war und dann von ihnen Wissen abschöpfen und viel lernen kann“.

 

 

Leistungsträger des DSV

 

Ali Wolf war ein wichtiger Leistungsträger für den Deutschen Skiverband. Mit 19 Jahren ging der Thüringer in sein erstes Weltcuprennen, 2003 feierte er seinen ersten Sieg im Sprint im finnischen Lahti und im Winter 2007/2008 holte er bei den Weltmeisterschaften im schwedischen Östersund sowohl in der Verfolgung als auch mit der Staffel die Bronzemedaille. Acht Weltcupsiege, 25 Podestplätze und Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City (2002), in Turin (2006) und in Vancouver (2010). Sotchi 2014 war sein großes Ziel, aber eine langwierige Verletzung am Fußwurzelknochen machte dies unmöglich und der Bundespolizist beendete im März 2013 seine aktive Karriere.

 

Trainerstudium an der Trainerakademie des DOSB in Köln

 

 

Ali Wolf fand eine neue Herausforderung im Biathlonbereich – ein Trainer-Studium an der Trainerakademie des DOSB in Köln. Sein Arbeitgeber hatte zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit zur Finanzierung des Studiums, beurlaubte ihn aber ab 1.4.2014 für vier Jahre, nachdem der DSV großes Interesse daran zeigte, dass Ali Wolf den Weg des Trainers einschlägt. So ist er derzeit Angestellter des Deutschen Skiverbands und von ihm abgestellt an den Thüringer Skiverband, um dort den praktischen Teil seiner Ausbildung zu absolvieren. Einmal im Monat ist in Köln für eine Woche Anwesenheitspflicht. Allgemeine Trainingslehre, Pädagogik, Soziologie, Psychologie, Sportmedizin und Bewegungslehre steht auf dem Vorlesungsplan mit hochkarätigen Referenten, wie z. B. dem Dipl. Psychologen Lothar Linz, der zu den erfolgreichsten deutschen Sportpsychologen gehört. Gerade im Umgang mit den heranreifenden Sportlern sind die Bereiche Pädagogik und Psychologie immens wichtig um individuell auf ihre Leistungsfähigkeit eingehen zu können.

 

„Wenn alles funktioniert, bin ich voraussichtlich im September 2017 fertig“

 

Zu den Präsenzzeiten in Köln, Studienarbeiten und Zwischenprüfungen kommen 240 sportartspezifische Unterrichtseinheiten der DSV-Trainerschule an der Universität in Leipzig bei Prof. Dr. Dirk Siebert. „Es ist schon sehr umfangreich neben dem Job als Trainer – eine Mehrfachbelastung – aber von Seiten des DSV sehr gut aufgestellt und sehr gut durchdacht“, so Ali Wolf, „die Ausbildung hat Hand und Fuß – ist anspruchsvoll und sehr interessant. Wenn alles funktioniert, bin ich voraussichtlich im September 2017 fertig“, und „bis 31.3.2018 beim DSV angestellt, dann muss man weitersehen“. „Die Behörde, der DSV und ich müssen uns dann wieder an einen Tisch setzen, so wie wir das auch vor diesem Schritt gemacht haben, und überlegen, wie meine Zukunft aussehen wird“, sagt Ali Wolf. Es könnte sein, dass die Bundespolizei einen ausgebildeten Trainer zurückbekommt, oder aber dass die Beurlaubung von Wolf und der Vertrag mit dem DSV verlängert werden.

 

Alexander Wolf
Alexander Wolf

Trainerausbildung von der Pike auf – Entwicklung einer eigenen Trainerphilosophie

 

Zu Beginn seiner Ausbildung haben er und die Vertreter des DSV lange diskutiert, erzählt uns Ali Wolf, und beide Seiten waren der Meinung, dass der Trainerjob etwas völlig Neues für ihn ist. „Klar sind meine Erfahrungen als Athlet wichtig und helfen mir auch viel im Umgang mit den Athleten, weil ich sie vielleicht besser verstehen kann, als der, der nicht aktiv war. Aber ich habe trotzdem darum gebeten, den Trainerberuf von der Pike auf zu lernen und das hat der DSV auch in diesem Sinne unterstützt, d. h. wir haben festgelegt, dass ich die ersten 2 Jahre im Schülerbereich tätig bin. Diese beiden Jahre im Schülerbereich (8-15 Jahre) waren für Ali Wolf schon manchmal eine Zerreißprobe, erzählt er uns „wenn 30 Kinder brüllend durch die Halle rennen und man keine Ordnung reinkriegt, oder überhaupt der Umgang mit den Kindern, auch mal Schnürsenkel binden, das gehörte alles dazu, aber es war eine wichtige und interessante Erfahrung“. An den verschiedenen Stützpunkten hat er auch viele andere Trainer gesehen, konnte gute Ansätze von einem zum anderen Stützpunkt transferieren und sich da und dort für seine eigene Trainerphilosophie was rausnehmen. Dass er in den beiden vergangenen Jahren für Biathlon und Langlauf gleichermaßen zuständig war, bezeichnet Wolf als Glücksgriff.

 

Synergieeffekte effizient nutzen

 

Jetzt aber ist Ali Wolf zusammen mit Hartmut Gollhardt hauptverantwortlich für eine 13-köpfige Trainingsgruppe an der Eliteschule. Und genau hier können die entstehenden Synergieeffekte genutzt werden. Die Kombination eines jungen, dynamischen und ideenfreudigen mit dem Erfahrungsschatz eines langjährigen Trainers. Im Trainerbüro in Oberhof, das nicht selten mit 5 – 6 Trainern besetzt ist, herrscht auf dem kurzen Kommunikationsweg immer ein reger Erfahrungsaustausch. Und wenn er hier und da einmal eingebremst werden muss, was er im Übrigen auch verlangt, und gleichzeitig ein langjähriger Trainer sich etwas Betriebsblindheit eingesteht, kann daraus etwas richtig Gutes entstehen.

 

„Erst einmal das Studium ordentlich beenden“

 

Sein Schaffen am Sportgymnasium in Oberhof ist vorerst für ein Jahr ausgelegt und dann wird entschieden, ob er eine Stufe höher in den Juniorenbereich steigt. Ali Wolf kann sich aber gut vorstellen, dass er die Leistungsentwicklung der Athleten aus der aktuellen Trainingsgruppe weiter betreut. Von den vier Stufen des Hochleistungssports –Grundlagentraining, Aufbautraining, Anschlusstraining und Hochleistungstraining, hat er jetzt zwei Jahre im Grundlagentraining gearbeitet und befindet sich derzeit im Anschlussbereich Richtung Aufbautraining und je höher er kommt, umso entscheidender wird das Training. Aber der angehende Diplom-Trainer sieht das sehr entspannt: „Erst einmal das Jahr hier und dann das Studium ordentlich beenden.“

 

Die absolut richtige Entscheidung

 

Die Trainerschiene einzuschlagen, war für Ali Wolf genau die richtige Entscheidung. „Ich bin glücklich mit der Situation, es macht mir Spaß und es ist nicht ein Job, den du abarbeitest, es ist viel Aufwand und man macht Überstunden ohne Ende, aber es ist ein dankbarer Job in dem ich aufgehe und ich glaube, dass ist das Wichtigste, dass du zufrieden bist mit deiner Arbeit und dann bist du auch bereit mehr als 100 % zu geben“, resümiert Wolf.

 

„Mein Herzblut hängt am DSV“

 

Viele der in Deutschland sehr gut ausgebildeten Biathlon-Trainer haben lukrative Angebote von anderen Nationen angenommen und wir haben auch diesbezüglich bei Ali Wolf nachgefragt. Er bezieht klar Stellung und sagt: „Mein Herzblut hängt am DSV. Er hat mich jahrelang als Athlet gefördert und jetzt ermöglicht er mir, dass ich meinen Traumjob weiterleben kann. Als Sportler habe ich ja schon mein Hobby zum Beruf gemacht, das war genial. Jetzt hast du die Karriere beendet und der Skiverband ist wieder da und ermöglicht dir den Start deiner zweiten Karriere, wo du aufgehst und Spaß daran hast. Da ist man natürlich dankbar dafür“. Gleichwohl will Ali Wolf nichts geschenkt. „Ich möchte mir schon die Sporen als Trainer verdienen und mich step by step nach oben arbeiten und nicht aufgrund meiner Leistungen als Sportler in einer Position beim DSV stehen“.

 

Erste Erfolge konnte Wolf in der abgelaufenen Saison mit seinen Schülern bereits feiern.

Über diese Trainingsgruppe und -arbeit von Ali Wolf berichten wir in den nächsten Tagen gesondert.

 

Ilka Schweikl - biathlon-nachwuchs.de